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Geschichte der KiTa Teil 1

Teil 1: Wie alles begann

Bereits bei den Nachforschungen zum 40 jährigen Jubiläums stellten wir im Stadtarchiv fest, dass der Ursprung unseres Kindergartens auf das Jahr 1837 zurückgeht. Doch wie kam es zur Gründung dieses Kindergartens, welche Beweggründe hatten die Initiatoren, wie war der politische und gesellschaftliche Hintergrund dieser Zeit? Das Studium der Akten war eine spannende Sache und brachte Vieles zum Vorschein.

Neuwied – von der Blüte zum Armenhaus
Die Stadt Neuwied steht Ende des 18. Jahrhunderts in der Blüte ihrer Zeit. Berühmte Persönlichkeiten wie z.B. Peter Kinzing, der berühmte mennonitische Uhrmacher mit seinem mechanischen Spieluhrenwerk, das besonders von Fürsten aus ganz Europa gekauft wird und David Roentgen und seine Roentgenmöbel tragen viel zum Ruhme Neuwieds bei.

Bedingt durch die französische Revolution wird Neuwied regelrecht von Flüchtlingen überflutet und viele Edelleute mit ihren Bediensteten suchen hier Zuflucht. Doch der nach- folgenden Krieg mit Frankreich und die damit verbundenen Kriegswirren lassen Neuwied und seine Bevölkerung verarmen. Lediglich Kirchengemeinden versorgen die Einwohner recht und schlecht mit dem Notwendigsten. Bei der damaligen Armenpflege ist es den Betroffenen nicht möglich, sich mit eigener Kraft aus ihrer Notlage zu befreien.

Aus diesem zeitpolitischen Hintergrund heraus sind die Beweggründe zu verstehen, die 1837 Oberlehrer Henkel veranlassten, beim Fürsten zu Wied vorstellig zu werden, um ihm die Errichtung einer erziehenden Schule für arme kleine Kinder in Neuwied vorzuschlagen. Er verlangt luftige, geräumige und gesunde Schulzimmer und ferner einen Spielplatz im Freien. Die Lehrerin soll die Kinder nach seinem Vorschlag täglich acht bis zehn Stunden, davon möglichst vier bis sechs Stunden in freier Luft, beschäftigen.

Hermann Fürst zu Wied antwortet Oberlehrer Henkel darauf wie folgt:

An den Oberlehrer Henkel

Ihr mir mündlich vorgetragenes Vorhaben zur Errichtung einer erziehenden Schule für arme kleine Kinder von 2 – 6 Jahren hiesiger Stadt, zum Zwecke der Förderung des physischen und moralischen Wohls derselben in dieser zarten Lebensperiode, hat meinen ungeteilten Beifall, und dankbar anerkenne ich Ihr ebenso verdienstliches, als menschenfreundliches Bestreben. Das Werk selbst trägt den Keim des Segens in sich und wird daher gedeihen, auf meine und meiner Behörden Unterstützung dürfen Sie dabei rechnen.
Der Geschäftsordnung entspricht es indessen, dass Sie Ihren Plan mit den dazu sich darbietenden Mitteln der Regierung zur Prüfung und Genehmigung vorlegen, das Institut selbst kann hierdurch nur gewinnen, und ich habe es daher für angemessen erachtet, Sie darauf aufmerksam zu machen.

Neuwied, den 15. April 1837
H. Fürst zu Wied

Der Fürst und seine Regierungsräte billigen den Plan, der auch in der Bürgerschaft lebhaft Anklang findet.

Am 17. August 1837 wird dann die Kleinkinderschule eröffnet. Die Räumlichkeiten hierfür stellt Hermann Fürst zu Wied unentgeltlich zur Verfügung. Der Vorstand dieser Kleinkinderschule bildet ein Damenkomitee, das die Prinzessinnen Thekla und Luise zu Wied gründen und das aus acht Mitgliedern besteht.

Unter dem Vorsitz von Oberlehrer Henkel gehören dem Vorstand an:

Die Prinzessinnen Luise und Thekla zu Wied
Die Hofdame Sarah von Weling
Die Bürgerfrauen:
Maria Thorn
Maria Bianchi
Bertha Pastré
Justine Herstatt
H. Ingenohl geb. Herstatt
Charlotte Marmé geb. de Haen
M. Reck
M. Maruhn
E. Reinhardt
Minna Schild geb. von Velten
Lisette Henkel, die Ehefrau des Gründers

Als Geschäftsführer leitet Oberlehrer Henkel die Schule. Die „Lehrerin“ Frau Wilhelmine Trolé betreut 20 Kinder von 2-6 Jahren. Sie wird 14 Tage lang in Kaiserswerth auf ihren Beruf vorbereitet.

Der Platz reicht nicht – ein neues Gebäude muss her
Die Zahl der Kinder steigt in den folgenden Jahren stetig an. Im zweiten Jahr ihres Bestehens wird zusätzlich eine Gehilfin, die als zweite „Lehrerin“ bezeichnet wird, beschäftigt. Diese hat keine kinderpflegerische Ausbildung und arbeitet unter Aufsicht der ersten Lehrerin. Aber auch der Platz reicht für die vielen Kinder nicht mehr aus und so wird 1841 mit einem Neubau in der Langendorferstraße begonnen. Das Grundstück schenkt der Fürst der Stiftung.

Nachdem die Hypothek für den Bau zurückgezahlt wurde, wächst das Vermögen der Stiftung stetig an, zum einen durch anfallende Zinsen und zum anderen durch Zuwendungen, in vielen Fällen durch „letztwillige Verfügungen“, von Mitgliedern des Fürstenhauses oder der Bürgerschaft.

Im Jahre 1879 erhält die Stiftung dann von Kaiser Wilhelm I. die Rechte einer juristischen Person und damit die Rechtsfähigkeit um das Grundvermögen durch Eintragung ins Grundbuch zu sichern. Bis Ende des ersten Weltkrieges ist das Vermögen der Stiftung auf 29 963 Mark angewachsen.

 

Inflation – alles weg
Dann aber vernichtet die Inflation das sorgsam angesparte Vermögen und die Schule droht einzugehen. Nach den folgenden Verhandlungen mit Kreis- und Stadtverwaltung und der ev. Kirche übernimmt die Stadt 1923 die gesamten Kosten, die Stiftung behält jedoch ihre Rechtsfähigkeit, ihre Satzung und die innerbetriebliche Regelungen. In den folgenden Jahren hat die Stadt viel für die Instandsetzung der Räume und für neues Spiel- und Beschäftigungsmaterial getan.

Der Nationalsozialismus und Krieg
1939 gibt es jedoch wieder eine Verfassungsreform, die den Vorstand veranlasst, am 4.3.1939 eine Satzungsänderung zu beschließen, wonach entsprechend der damaligen Gemeinde- und Staatsverfassung künftig der jeweilige Bürgermeister der Stadt Neuwied alleiniger Vorstand und Willensorgan wird. Über die Entwicklung des Kindergartens in den Kriegsjahren gibt es keine Aufzeichnungen. Augenzeugen berichten jedoch, dass Ende des Krieges kein Kindergartenbetrieb mehr stattfindet, da das Gebäude durch Bombeneinwirkung keine Fensterscheiben mehr hat und Schäden am Mauerwerk aufweist. Außerdem fehlen sämtliche Möbel im Gebäude.

Ein schwerer Anfang nach dem KriegNach Kriegsende 1945 dürfen die städtischen Kindergärten ihre Pforten nicht öffnen. Lediglich die Kirchengemeinde hat die Möglichkeit, mit dem Kindergartenbetrieb zu beginnen. Als erste Leiterin wird Frau Bertha Kötz, vielen noch unter dem Namen Tante Berthel bekannt, eingestellt. Sie darf arbeiten, da sie der bekennenden Kirche angehört. Der Anfang ist schwer, da es außer ein paar Tischen und Stühlen nichts gibt, kein Spielzeug und kein Beschäftigungsmaterial. Die Eltern sind glücklich, dass sie ihre Kinder bringen können. „Tante Berthel“ bleibt vielen Menschen in Erinnerung, da sie sich aufmacht und buchstäblich in den Trümmern, in Schutt und Asche nach Puppen, Bausteinen oder anderen Spielsachen sucht. Im ersten Sommer ist die Arbeit einfacher, da die Kinder im Garten spielen können. Als der erste Winter naht – es wird der kälteste Winter seit Jahrzehnten – wird es schwierig. Das Gebäude muss für die Kinder geheizt werden, aber es ist kein Heizmaterial da. So bringen die Eltern morgens nicht nur ihre Kinder in den Kindergarten, sondern auch ein fein säuberlich eingepacktes Brikett.

Der Stiftungsvorstand wird wieder eingesetzt

Die laufenden Personal- und Sachkosten werden von der ev. Kirchengemeinde getragen. Die Stiftung besitzt außer dem Grundstück kein Vermögen und keine Einkünfte mehr. Sie will aber auch in Zukunft ihr Grundstück für den Betrieb eines Kindergartens zur Verfügung stellen. Der neue Träger muss aber bereit sein, die über die Mieteinnahmen hinausgehenden Gebäudelasten zu übernehmen. Die abgeänderte Verfassungsreform von 1939 soll nun wieder der Tradition angeglichen werden. Aus diesem Grund ist von der Stadtverwaltung am 17.9.1956 ein Satzungsentwurf ausgearbeitet worden, der sich weitestgehend der zwischen 1926 und 1939 geltenden Satzung anpasst. Bei der Bildung des neuen Vorstandes soll der einstige Gründerwille weitgehend beachtet werden. Glücklicherweise leben noch 4 Damen in bzw. bei Neuwied, die bis 1939 im Vorstand waren. Drei dieser Damen erklären sich bereit das Amt des Stiftungsvorstands wieder zu übernehmen und sich durch Zuwahl zu ergänzen.
Dies sind:

 

Prinzessin Luise zu Wied
                Frau Margarete Siegert
                Frau Hilde Busch

 

Die drei Damen erklären:
„Wir sind bereit, dem Vorstand der ‚Stiftung Kleinkinderschule‘ wieder anzugehören. Wir stimmen dem Satzungsentwurf – der vorliegt – zu. Zur Ergänzung des Vorstands nehmen wir hiermit folgende Zuwahl vor:

Frau Anna Luise Hildebrand-Miquel
Frau Berta Abicht
Frl. Elisabeth Scherlensky
Herr Pf. Werner Mörchen
Herr Rechtsanwalt Seld.“

Bürgermeister Dr. Buchheim leitet darauf alle nötigen Schritte ein, damit die Satzung rechtsgültig wird.

 

 

Ein neuer Kindergarten muss her
Die Kinderzahlen steigen und der Kindergarten wird zu klein. Dem Vorstand der Stiftung gelingt es 1959, das Gebäude und Grundstück am Luisenplatz an die Eheleute Fritz Krumbach für 50 000,- Deutsche Mark zu verkaufen, dafür erwirbt die Kleinkinderschule für 8 630,- Deutsche Mark ein Grundstück in der Feldkircher Straße (heute Am Schloßpark) für einen neuen Kindergarten. In dem Vertrag wird vereinbart, dass der Kindergartenbetrieb in den jetzigen Räumen am Luisenplatz solange fortgesetzt werden kann, bis das neue Gebäude bezugsfähig ist. Auch können die Leiterin Frau Bertha Kötz und die Kindergärtnerin Fräulein Bläser solange in ihren Wohnungen wohnen bleiben. Der Vertrag wird am 11. August 1959 beim Notar Schmidt-Weyland unterschrieben.

Noch 1959 erfolgt in einer kleinen Feierstunde im Beisein von Prinzessin Luise zu Wied, Pfarrer Mörchen, dem Bürgermeister Dr. Buchheim, dem Beigeordneten Perts, Regierungsrat Dr. Sutter von der Bezirksregierung Koblenz und Kreisoberinspektor Brase als Vertreter des Landrates der erste Spatenstich, den die Vorsitzende der Stiftung Kleinkinderschule, Studienrätin Scherlenzky, durchführt. Der neue Kindergarten wird von Architekt Reinhard entworfen und von der Stadt mit 10 000 DM (sowie die entstehenden beiden Wohnungen nochmals mit 3000 DM) bezuschusst.

 

Genau drei Monate dauert es vom ersten Spatenstich bis zum Richtfest. Nach dem Richtspruch verliest die Vorsitzende Frau Studienrätin Scherlenzky die Urkunde, die anschließend in den Bau eingemauert wird. Anschließend feiern alle zünftig im Gasthaus „Zum Treppchen“ und richten Dankesworte an die Verantwortlichen und die Handwerker.

 

Am 16. Mai 1960 wird dann der neue Kindergarten in einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben. Es ist für die damalige Zeit ein großes, modernes und lichtes Gebäude, in dem in Zukunft 80 bis 100 Kinder in zwei Räumen leben werden. Die Gruppenräume sind zum Garten hin durch große Glasschiebetüren begrenzt. Architekt Reinhard weist bei seiner Führung durchs Haus auf die für damalige Zeit fortschrittlichen Errungenschaften hin. So haben die Gruppenräume schon Akustikplatten, die den Lärm dämmen sollten. Außerdem ist der Kindergarten mit einer offenen Spielhalle ausgestattet, die mit einer nicht alltäglichen Pflasterung aus Holz versehen ist, damit die Kinder bei schlechter Witterung „draußen“ spielen können.

 

 

Die ev. Kirchengemeinde übernimmt den neuen Kindergarten
Für den neuen Kindergarten übernimmt die Ev. Kirchengemeinde Marktkirche die Trägerschaft und die laufenden Kosten. Zwischen dem Vorstand der Kleinkinderschule und der Kirchengemeinde wird ein Vertrag geschlossen, der von Mai 1960 bis zum 31.12.65 läuft. Der Vertrag wird dann am 1.1.1966 auf unbestimmte Zeit verlängert und am 22. November 1966 von der Bezirksregierung genehmigt.